Mittelalter und „Virtual Reality Videos“ – wie diese eigentlich gegensätzlichen Themen zusammenpassen, zeigt ein interaktives Video, dass Studierende der Fachhochschule Westküste (FHW) in Kooperation mit der Stadt Heide produziert haben. Die Wirtschaftsexperten der FHW schreiben der Technik großes Potenzial zu.
HEIDE (hps) „Hier sind wir in der Kaufmannsstraße! Überall Geschäfte, reges Treiben – kommt, ich nehme euch ein Stück mit!“ Mit einem Lächeln betrachtet Lars Hell das Smartphone-Video, das ihn selbst in historischem Gewand auf dem Mittelalterfest „Heider Marktfrieden“ zeigt. Doch es ist kein gewöhnliches Video, dass der IT-Fachmann der Fachhochschule Westküste von sich selber aufgenommen hat. Dies wird deutlich, als Lars Hell das Smartphone in unterschiedliche Richtungen bewegt:
„Das Video ist eine 360-Grad-Aufnahme. Wie ein echter Besucher kann ich mit dem Smartphone den Blick schweifen lassen über den „Heider Marktfrieden“, demonstriert Lars Hell. Er bewegt den Bildschirm des Handys von links nach rechts. Zeitgleich schwenkt der Bildausschnitt über Deutschlands größten Marktplatz, wo die Dithmarscher alle zwei Jahre ihr großes Mittelalterfest feiern.
Dass die Fans des Heider Marktfriedens schon vor dem nächsten Fest eintauchen können in die Welt des Mittelalters, ist einer Initiative der Fachhochschule Westküste zu verdanken. Mittels modernster Technik, zahlreicher Spezialkameras und komplexer Videobearbeitung hat Lars Hell zusammen mit Studierenden der Fachhochschule ein aufwändiges Panorama-Video produziert. „Nun kann sich der Zuschauer in virtueller Realität frei über den Markt umsehen“, so der IT-Fachmann.
Besonders beeindruckend ist dieser Effekt, wenn eine Spezialbrille verwendet wird. Dieses Erlebnis lassen sich Heides Bürgermeister Ulf Stecher und Marktfrieden-Organisator Hartmut Kanzmeier nicht nehmen und testen die sogenannte „Virtual-Reality-Brille“: „Hier kann man wirklich eintauchen in die Atmosphäre des Marktfriedens. Augen und Ohren nehmen die Rundum-Perspektive wahr, als sei die „Dithmarscher Bauernrepublik“ wirklich Realität!“, beschreibt Ulf Stecher seinen digitalen Marktspaziergang.
Die Kooperation zwischen Stadt und Hochschule ist Teil eines praktisch angelegten Forschungsprojektes. „Die Kulisse des Marktfriedens war für uns eine super Gelegenheit, die neue Technik zu testen“, sagt Wirtschaftsprofessor Thomas Haack. Bei dem Projekt ging es jedoch um viel mehr, als die Produktion eines Erinnerungsvideos vom Heider Mittelalterfest. Eigentliches Ziel sei die Erprobung von Virtual-Reality-Anwendungen für die Vermarktung von Produkten, so Haack, der den Fachbereich Wirtschaft an der FHW leitet.
„Beispielsweise in der Immobilien- oder Tourismusbranche sehen wir für diese Technik großes Potenzial“, so die Einschätzung des Experten. Mittels virtueller Realität ist es zum Beispiel möglich, dass Hoteliers ihren Gästen bereits im Voraus einen realitätsnahen, detaillierten Eindruck von ihren Angeboten vermitteln. Auch andere Branchen, wie Kultur- und Eventmanagement oder Industrie, arbeiteten mit Hochdruck an neuen Präsentationsmöglichkeiten für ihre Produkte.
Die Frage, ob sich diese noch relativ ungewöhnliche Technik tatsächlich durchsetzen wird, beantwortet Lars Hell eindeutig: „Was heute noch ein wenig exotisch wirkt, wird schon in wenigen Jahren weit verbreitet sein. Unser Projekt hat gezeigt, dass sich selbst gegensätzliche Themen wie Mittelalterfeste und virtuelle Realität wunderbar verbinden lassen!“
Das 360-Grad-Video wird ab Freitag, 18. November, auf dem YouTube-Kanal der Stadt Heide präsentiert.
Außerdem wird das Video auch auf der städtischen Facebook-Seite „Heide – unsere Stadt“ veröffentlicht.
Wer Interesse an der Produktion von Virtual-Reality-Videos hat, erhält auf der Internetseite www.videtovr.com weitere Informationen.